11.8.1993
Ich
war im Auto unterwegs, mein Ziel war Österreich. Zwischendurch wollte ich, wie
es bei mir schon Gewohnheit war, einmal auf einem ruhigen Parkplatz
übernachten.
Ein Jahrhundertereignis
(aus astronomischer Sicht) sollte stattfinden. In der Nacht würde ein
Meteoritenschauer (wie es schon ewig keinen mehr gegeben hatte) die Erde
treffen. Ursache war der Komet "Swift Tuttle". Die Presse versprach
bei klarer Sicht gegen Mitternacht einen Regen von Sternschnuppen. Dieses
Ereignis, wollte ich mir nicht entgehen lassen.
Um Phänomene aus dem Kosmos beobachten zu können braucht man klare Sicht und keine Wolken. Genau diese Voraussetzungen waren nun eingetreten. Ich hatte die Schlechtwetterfront, die im ganzen Norden von Deutschland vorherrschte, hinter mir. Warum sollte ich also weiter fahren um unter neuen Wolkenbänken zu sein? Ich sah mich, obwohl es noch früh war, nach einem geeigneten Übernachtungsplatz um. Den Ort Nördlingen hatte ich hinter mir gelassen.
Ein
Hinweis auf einer Nebenstrecke zum "Härtsfeldsee" weckte meine
Aufmerksamkeit. An vielen Seen gab es meiner Erfahrung nach gemütliche
Plätzchen. Wenig später war ich da. Der Platz entsprach meinen Vorstellungen.
Hier wollte ich bleiben. Die verbleibende Zeit vertrieb ich mir mit einem Bad
im See und einem Spaziergang auf einen Hügel, der auch zum Üben für
Hängegleiter genutzt wurde.
Inzwischen
hatte ich zu Abend gegessen und vertrat mir die Beine. Ich blickte zum Himmel,
eigentlich ohne Grund, denn für die Beobachtung von Sternschnuppen war es noch
viel zu hell. Wäre ich hoch genug gewesen, hätte ich noch etwas von der
Sonnenscheibe sehen müssen. Doch über
mir leuchtete ein "Stern".
Ich
schaute eine Weile zu ihm hin. Das Objekt war nicht nur sehr hell, es war auch
größer als nur ein Punkt. Das kenne ich eigentlich nur von Jupiter, dem größten
Planeten in unserem Sonnensystem. Dann fing ich an nachzudenken. Wie konnte an
dieser Stelle ein so heller Stern leuchten Der Lichtpunkt war fast im Zenit.
Geschätzte Höhe: 70 - 80°.
Die
hellsten Himmelsobjekte, wie die Venus, sind nie in solcher Höhe zu sehen. Ich
wußte, daß man Jupiter hätte sehen können, doch sehr viel tiefer. Außerdem war
es dazu noch viel zu hell. Dennoch war etwas zu sehen. Und was man sieht, ist
ja real. Also mußte es doch ein Stern sein. Das mußte genauer erforscht werden.
Wofür gibt es schließlich Ferngläser.
Mein
Fernglas, das eine gute Optik hatte, lag auf dem Beifahrersitz. Ich beeilte
mich es zu holen. Das dauerte wirklich nur einige Sekunden. Und ich hatte das
Objekt tatsächlich auf Anhieb im Visier. Doch da passierte es. Ich hatte noch
mitbekommen, daß das Ding mitten im Blickfeld des Fernglases (8 X 40) zu sehen
war.
Dann
war es wie ausgeknipst! Ich nahm gerade noch wahr, daß kurz etwas Dunkles in
Objektnähe zu sehen war. Ich konnte es aber nicht lange genug durch das
Fernglas beobachten, um gewisse Einzelheiten zu erkennen. Es war mir nicht
vergönnt. Ich sollte (durfte?) es nicht sehen. Denn weswegen verschwand es
gerade in dem Bruchteil einer Sekunde, als das Fernglas darauf gerichtet war?
Zufall? Ein sehr merkwürdiger Zufall!
Doch
es war nicht ganz verschwunden. Es hatte noch eine gewisse Resthelligkeit. Ich
konnte es gerade eben noch im Fernglas erkennen. Vorher war es mit bloßem Auge
viel heller und größer zu sehen gewesen. Neben dem Lichtpunkt machte ich noch
zwei kleine Wölkchen aus. Diese müssen sich durch den Vorgang des plötzlichen
Verschwindens gebildet haben. Diese Wölkchen waren sehr klein und waren auch
nur durch das Fernglas sichtbar. Sie hatten das Aussehen von Zirrenwölkchen. Da
der schwache Lichtpunkt immer in ähnlichem Abstand zu den Zirren blieb, war er
wohl stationär.
Da er
aber nach und nach noch an Helligkeit verlor, mag er sich von meinem Standpunkt
aus noch weiter von mir fortbewegt haben. Ich schätze, daß ich das Fernglas
noch etwa 4 Minuten auf den Lichtpunkt gerichtet hielt, ohne daß etwas geschah.
Dann setzte ich kurz ab, um mich etwas zu entkrampfen. Ein erneutes Auffinden
war mir danach nicht mehr möglich.
Die
Beobachtungszeit war 20.30 Uhr - 20.34 Uhr.
Standort:
Ostufer des Härtsfeldsees. (zwischen Nördlingen und Heidenau)
Breite
48° 43’ Länge 10° 22’ östl.
Nebenbei,
vom großen Meteoritenschauer war leider nicht viel zu sehen. Das war eher ein
Flop. Dennoch legte ich mich sehr zufrieden ins Auto um den Rest der Nacht zu
schlafen.
Mit einer Computersimulation habe ich mir später durch
Eingabe von Koordinaten und Uhrzeit ein Bild der damals vorhandenen
Sternenkonstellation verschafft.
Danach
war die Sonne im Begriff unterzugehen. — Jeder weiß, daß man zum Zeitpunkt des
Sonnenunterganges noch keine Sterne sehen kann. Ausgenommen vielleicht die
Venus, aber diese kam nicht in Frage, da sie ohnehin niemals in Zenithnähe
vorgefunden werden kann.
Autor: B. Freytag
www.berndfreytag.de/besucher/UFOs/Ulm.htm